Maschine zur Erzeugung von Luft für die metallurgischen Prozesse im sächsischen Silberhüttenwesen, wie zum Rösten, Schmelzen (hohe Schmelztemperatur), Raffinieren, Treiben (Sauerstoff aus der Luft zur Oxidation/Abtreibens des Bleis) und Feinbrennen.
Die Einführung von Steinkohle und Koks, für die Hüttenprozesse im Freiberger Silberhüttenwesen ab 1823, erforderte neue und bessere Gebläsemaschinen, da die bisherigen ledernen und hölzernen Gebläse für die Winderzeugung nicht mehr ausreichten. Man entschied sich deshalb, wie schon im Eisenhüttenwesen im Einsatz, eiserne Zylindergebläse in den Freiberger Hütten einzuführen.
Aus drei Angeboten entschied man sich für das Zylindergebläse aus dem Hochgräflich von Einsiedlischen Eisenwerk in Lauchhammer, da dieses Gebläse am kostengünstigsten war und noch Reserven zur Leistungssteigerung hatte.
In einer Bauzeit von ca. 9 Monaten im Jahr 1827, wurde das Gebläse gebaut und in der Schachtofenhütte der ehem. Oberen Muldner Hütte, in einem separaten Gebläseraum aufgestellt. Das zum Antrieb notwendige Wasserrad wurde in Freiberg hergestellt.
Am 29. Januar 1828 wurde das Zylindergebläse, als zweizylindriges Balanciergebläse in Betrieb genommen und versorgte bei ca. 75 % der vorgegebenen Leistung 4 Rohschlackeöfen (Schmelzöfen), 2 Silberbrennherde und 2 Schmiedefeuer mit ausreichendem Wind.
Durchsteigendes Erzvorlaufen in der Schmelzhütte, war auch der Windbedarf gestiegen, so dass man im Jahre 1848, im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Wasserkraftanlage hier in der Muldner Hütte, das Gebläse erweiterte. Man stellte zu den bisherigen zwei Zylindern einen dritten Zylinder auf und ersetzte das zum Antrieb notwendige Wasserrad durch eine Fourneyron-Turbine, eine von innen beaufschlagte Radialturbine mit stehender Welle.
Ende der 20 Jahre des 20. Jahrhundert wurde die Schachtofenhütte abgerissen und auf den Fundamenten des Gebläseraumes das (heutige) Gebläsehaus errichtet. Ab diesem Zeitpunkt, bis 1954, diente das Zylindergebläse nur noch zur Versorgung der Hüttenschmiede mit Wind für das Schmiedefeuer.
Als wir Ende 1986 mit den ersten Arbeiten zur Erhaltung des Zylindergebläses begannen, war der Verfall schon so weit fortgeschritten und die Gebläsemaschine in einem derart angerosteten Zustand, dass sich alle Teile nicht mehr bewegten. Große Teile des Galeriebereiches waren defekt bzw. kaputt und im Winter 1986/87 stürzte die Radstube ein und musste im Frühjahr abgerissen werden.
Unterstützt durch das ehemalige Bergbau- und Hüttenkombinat Freiberg (BHKF), wurden in den Jahren danach von uns umfangreiche Säuberungs-, Aufräumungs- und Konservierungsarbeiten durchgeführt, so dass der Zustand des Zylindergebläses und des Gebläsehauses verbessert werden konnte. So wurden schon 1988 Kontakte zu einem Handwerksbetrieb aus Kleinmachnow aufgenommen (vermittelt durch Dr. Wagenbreth), um die Gebläsemaschine zu restaurieren, was aber auf Grund von Terminschwierigkeiten scheiterte, nicht aber wegen fehlender finanzieller Mittel, die hätte das ehemalige BHKF bereitgestellt.
Somit konnte aufbauend auf diesen Ergebnissen und auf Initiative der Fachgruppe Hüttengeschichte ab 1991 zielgerichtet die Restaurierung dieses Technischen Denkmals durch den ABM-Betrieb der SAXONIA AG durchgeführt werden. Nach erfolgreichen Abschluss dieser Arbeiten, wurde am 16. Juni 1993 zum Agricola-Kolloquium des Berg- und Hüttenmännischen Tag, das Zylindergebläse von der Fachgruppe Hüttengeschichte Gästen wieder in Betrieb vorgeführt.
Mit Beendigung der Arbeiten durch den ABM-Betrieb und der Übergabe dieses Denkmalkomplexes an die Fachgruppe Hüttengeschichte, im April 1994, wurde dieses Objekt einer musealen Nutzung zugeführt. Im Galeriebereich des Gebläsehauses, wird auf mehreren Tafeln die Geschichte des Zylindergebläses und des Freiberger Hüttenwesens, mit den beiden Hüttenstandorten Muldenhütten und Halsbrücke, dargestellt. Zur besseren Information für die Besucher, wurden zwei Faltblätter über das Zylindergebläse Muldenhütten erarbeitet und herausgebracht. So kann mit den Erläuterungen zum Zylindergebläse und dessen Vorführung die Geschichte des Freiberger Hüttenwesens anschaulich dargestellt werden.
Dies ist insbesondere wichtig, da das Zylindergebläse Muldenhütten auf der Welterbeliste für die Montanregion Erzgebirge steht, denn es war das erste Zylindergebläse im sächsischen Silberhüttenwesen und steht noch an seinem Originalstandort in der Hütte Muldenhütten die eine über 700- jährige durchgehende Hüttentradition vorweisen kann und jahrhundertelang, zusammen mit der Hütte Halsbrücke, das Verhüttungszentrum für die Erze aus dem Erzgebirge war.
Die anderen beiden Zylindergebläse waren das Schwarzenberg-Gebläse, von 1831 bis 1858 in der Antonshütte, später von 1860 bis 1925 in der Hütte Halsbrücke in Betrieb und 1936 museal auf der „Alten Elisabeth“ aufgestellt und das Lauchhammer-Gebläse aus der Hütte Halsbrücke, von 1837 bis 1925 in Betrieb, steht heute vor dem Herstellerwerk in Lauchhammer.