„MACHT KOHLE!“ – die Knappschaft des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers führt Traditionen lebendig fort
Der markante Leitspruch beschreibt jene Energien, die aller Entfaltung innewohnen: das Werden beruht auf der verändernden Kraft, auf dem vorwärts drängenden Streben des tätigen Menschen. Nur so aber sind auch Traditionen als identitätsstiftende Grundstrecken gesellschaftlicher sowie kultureller Entwicklung zu erhalten und weiterzutreiben in ein höffiges Grubenfeld, das bebaut in langer Generationenreihe auch den Nachkommenden reiches Ausbringen an jenen inneren Werten bergmännischer Kameradschaft bieten kann, die aus dem Erbe des in schwerer Arbeit, unter harten Entbehrungen und mit großem Opfersinn von unseren Vätern und Vorvätern Geschaffenen neue Dynamik, Impulse und Erfolge zum inneren Gewinn auszahlt.
Der 1990 in den bergmännisch reich genährten Boden gepflanzte Verein der Freunde und Förderer des Bergbaumuseums Oelsnitz/Erzgebirge ist als gesund fortgrünende Knappschaft des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers nicht nur standhaft in der Region verwurzelt, sondern zum starken, anerkannten und geschätzten Träger montanistischer Kultur in den Reihen des Sächsischen Landesverbandes der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine emporgewachsen.
Mit unserer Arbeit, die wir zuallererst auch als ideelle und materielle Förderung des Bergbaumuseums verstehen, machen wir uns dafür stark, daß ein wichtiges Kapitel unserer Herkunft stetig als spürbarer Bestandteil des Lebens wahrgenommen wird.
Eine der wesentlichsten Arbeitsgruppen der derzeit 140 Mitglieder starken Kameradschaft sind die Habitträger, die seit 1992 bei unzähligen bergmännischen Aufzügen, Paraden, Zapfenstreichen und Veranstaltungen den Verein und das Museum vertraten. Die derzeit rund 25 Träger repräsentieren einen wichtigen Bestandteil erzgebirgischer, aber auch gesamtsächsischer Bergbaukultur: mit den originalgetreu nach historischen Vorbildern aus den Steinkohlenrevieren um Zwickau und Lugau-Oelsnitz gearbeiteten Paradeuniformen bilden wir einen Mosaikstein in dem großen Brauchtumsbild der bergmännischen Traditionsvereinigungen und würdigen den Berufsstolz unserer Altvorderen.
Quartalsweise organisieren Knappschaft und Museum den traditionellen „Bergmanns-Stammtisch“, um das bergmännische Erbe im kameradschaftlichen Austausch zu pflegen. Die geselligen Runden verbinden einen Vortrag mit bergbaulichem Bezug und ein zwangloses, unterhaltsames Zusammensein, in dem jener Reiz liegt, der bis zu 70 Mitglieder und Interessierte vereint.
Der durch unserer Korporation wesentlich ausgebaute und stetig betreute, bereits seit 1988 existierende, Bergbaulehrpfad durch das Lugau-Oelsnitzer Revier trägt an mittlerweile 44 Stationen spannende Geschichte in die Region, macht Entwicklung durch Erinnerungen im Lebensraum erfahrbar und gibt unverwechselbare Ausblicke frei.
Seit 2013 arbeiten wir unter Schirmherrschaft des Sächsischen Staatsministers für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr am Vorhaben der SÄCHSISCHEN KOHLENSTRASSE. Sie wird entlang der Steinkohlenlagerstätten und einstigen -abbaugebiete zwischen Zwickau und Dresden eine thematische Verbindung herstellen, die ausgehend von der Bedeutung des Rohstoffes für die Entwicklung Sachsens bewußtseinsfördernd wirkt. Mit dem Begriff der „Kohlenstraße“ wählten die Initiatoren Bergbaumuseum und Verein jene alten Verbindungen als Ausgangs- und Verknüpfungspunkt, die den Steinkohlenbergbau ganz wörtlich „auf den Weg“ brachten. Die wichtigsten historischen Straßenverläufe verbanden die Reviere Zwickau und Lugau-Oelsnitz mit der aufstrebenden Industriestadt Chemnitz bzw. das Steinkohlenrevier im Döhlener Becken mit Dresden.
Bei der Knappschaft ist der Fachbeirat Sächsische Kohlenstraße angesiedelt. Ihn bilden verschiedenste Partner aus den einzelnen Steinkohlengebieten und damit in Zusammenhang stehenden Industriezentren und setzt sich vorrangig aus Forschern, Chronisten und Wissenschaftlern zusammen.
Zweimal jährlich erscheint seit 1998 die Zeitschrift „Die Turmstütze“, die ab 2011 mit dem Museum gemeinsam herausgegeben wird. Neben aktuellen Beiträgen aus den einschlägigen Museen und Traditionsvereinen sind wissenschaftliche Darstellungen zur Geschichte des Steinkohlenbergbaues in Sachsen wichtiger Bestandteil.
Der vom Hunger der emporstrebenden Wirtschaft getriebene Bergbau auf Kohle, die zu Recht als das Brot der Industrie fordernd verlangt wurde, verhalf der einst größten sächsischen Landgemeinde Oelsnitz nicht nur zu Reichtum und machte sie zur Bergbau-Stadt. Mehr noch setzte er sie in Beziehung zur Welt durch einen betriebsamen Kohlensammel- und Verteilerbahnhof. Aus ihm erstand 2015 die 7. Sächsische Landesgartenschau, die von engagierten Gästebegleitern betreut wurde. Ihr verbindendes Wirken setzen sie nun als Arbeitsgruppe Bergbau- & Gästeführer unter dem symbolträchtigen Banner der Knappschaft fort.
Mit den in unserer ehrenamtlichen Arbeit gebündelten Kräften nehmen wir die ehrenvolle Aufgabe und fordernde Verpflichtung an, jenen wertvollen Schatz, der Sachsens Entfaltung zu einem erfindungsreichen Wirtschafts-, führenden Wissenschafts-, einzigartigen Kultur- und nicht zuletzt liebenswerten Lebensraum wesentlich beförderte, lebendig zu pflegen, um den Glanz der Schwarzen Diamanten als wegweisendes Feuerzeichen zukünftiger Tage identitätsstiftend weiterzutragen.